"Ein Sommer und ein ganzes Leben" - Kristina Valentin

Genre: Liebesroman

Verlag: DIANA

Erscheinungsdatum: 12-03-2018

Ausführung: Klappenbroschur

Seitenanzahl: 228

ISBN: 978-3-453-35923-9

Preis: 9,99€[D]; 10,30€[A]

 

© Cover- und Zitatrechte: DIANA Verlag



Die Handlung

"Wir sehen einen Menschen nicht wirklich, wenn wir ihn nur anschauen. Wir sehen ihn nur dann, wenn er es uns gestattet, ihn wirklich zu sehen."

S.262

Katharina kümmert sich um jeden, nur nicht um sich selbst. Ihre Kinder stehen für sie natürlich ohnehin im Mittelpunkt, aber auch in ihrem Beruf ist kein Platz für sich selbst: Sie befasst sich hierbei mit den Perspektivlosigkeiten anderer Leute. 

Ganz unverhofft darf sie dann die Villa ihrer Freundin hüten. Doch die ersehnte Ruhe stellt sich auch nach dem Umzug nicht ein, denn nun steht auch noch ihr Job auf der Kippe. Als ihr ihr neuer Nachbar David ein spontanes Jobangebot unterbreitet, sagt sie zu und verbringt von nun an viel Zeit mit dem Rollstuhlfahrer, der genauso aussieht, wie ein gutaussehender Mann aussehen muss - findet Katharina. 

Natürlich ist Verlieben bei ihr ein striktes Tabu. Und doch lassen sie Davids blaue Augen nicht mehr los...


Die Rezension

Beginnen wir mal mit dem Äußeren des Romans: Ganz eindeutig hübsch, schlicht, ich würde sogar wagen zu behaupten, dass es für einen Liebesroman nahezu klassisch ist. Es ist auf jeden Fall ein toller Anblick und führt einen gedanklich schonmal auf den emotionalen Inhalt, der einen erwartet, hin. 

"Irgendwann im Laufe der Zeit, über mehrere Jahre, ist der Schmerz tatsächlich auf ein erträgliches Maß geschrumpft, und die Narbe auf meinem Herzen ist nicht mehr ganz so empfindlich."

~S.69

Natürlich benötigt ein solch toller, berührender Schreibstil auch den richtigen Schauplatz inform der alten Villa:

"Es ist eine echte kleine Villa, und diese Villa umarmt mich bei jedem Besuch mit einer Wärme, die mir überall anders fehlt."

~S.18

Und - glaubt mir - nach den ersten wenigen Seiten, wenn nicht sogar schon nach dem Klappentext, wächst einem Katharina direkt ans Herz. Sie ist eine Protagonistin wie sie in solchen Romanen meiner Meinung nach sein soll: Offen, herzlich, immer um das Wohl anderer bemüht und sie kann auch mal vor sich hin fluchen. Natürlich hat sie auch ihren schweren Packen aus der Vergangenheit zu tragen, der binnen der ersten Seiten bereits geklärt wird. Das wiederum finde ich aber auch nicht schlecht, da ich es immer ziemlich ätzend finde, wenn ein Protagonist ein unschönes Erlebnis in der Vergangenheit hatte, was ihn oder sie nun in der Gegenwart etwas verschlossen der Liebe gegenüber macht und erst nach zweihundert Seiten geklärt wird, was überhaupt Sache ist, wenn es im Grunde genommen ja doch immer die selbe Wunde ist. 

"Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder richtig glücklich sein werde, so durch und durch. Damals, als ich es noch war - glücklich durch und durch -, habe ich nicht gewusst, dass Glück sich genau so anfühlt. Leicht. Ohne Angst vor morgen. Erst wenn man es einmal verloren hat, erinnert man sich, dass das damals wohl wirkliches Glück gewesen sein musste."

~S.39

Katharina ist uns Lesern gegenüber einfach sympathischerweise ehrlich. Es ist auch aus ihrer Sichtweise geschrieben, wie man unschwer erkennen kann und doch macht sie emotional nicht zu, während sie uns sozusagen von ihrer Geschichte berichtet. Das heißt natürlich, dass sie auch ehrlich mit sich selbst ist, was ich gleich umso mehr an ihr mag. 

Außerdem gibt sie nicht so schnell auf und lässt sich einfach eine neue Geschäftsidee einfallen, nachdem sie ihre Büroräumlichkeiten bedauerlicherweise nicht mehr nutzen kann. 

Was ich dann wiederum etwas schade fand, dass die Autorin beschlossen hat, die Kinder einfach nach Borkum mit den Großeltern zu schicken. Klar passiert dann zu dieser Zeit das meiste zwischen David und ihr. Gut, man könnte es andererseits auch so auffassen, dass Katharina halt auch bei ihren Kindern ein wenig lernen musste, loszulassen. Aber müssen es da gleich längere Urlaube mit den Großeltern sein? Naja, ich weiß nicht. 

Kommen wir zu David: Auch er wirkt anfangs wie ein sehr offener Mensch. Doch das täuscht etwas, was man nach einigen Seiten relativ schnell merkt. Bis zum Ende birgt er ein Geheimnis, dass es gegen Ende des Romans nochmal etwas spannender macht. 

"David […] übt eine sonderbare Faszination auf mich aus […] Sie ist aber […] völlig fehl am Platz, weil ein Mann nämlich keinen Platz in meinem Leben hat. […]  Denn wenn ich tatsächlich noch einmal jemanden lieben sollte, irgendwann und rein hypothetisch angenommen, könnte es sein, dass ich auch diesen Menschen verliere. So ist das mit der Liebe."

~S.70

Ich als Leserin kann nur bestätigen, dass David eine besondere Faszination in der Art und Weise, wie er beschrieben wird, ausübt. 

Oh, und die Kinder sind übrigens auch zuckersüß. 


Das Fazit

Zusammenfassend ließe sich folgendes feststellen: Verdammt, ich mag den Roman wirklich sehr. Und auch wenn ich um einiges jünger bin, als die beiden Protagonisten, fällt es mir nicht schwer, mich mit ihnen zu identifizieren aufgrund des offenen, herzigen Schreibstils. Kleiner Abzug aber für das "Abschieben" der Kinder. Das hätte wirklich nicht sein müssen.

4/5 Sternen

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