"Ivy und Abe" - Elizabeth Enfield - Hörbuch

Genre: Liebesroman

Verlag: DIANA

Erscheinungsdatum: 18.09.2017

Ausführung: Hörbuch, ungekürzte Lesung

Dauer: 10h 27min

ISBN: 978-3-453-29189-8

Preis: 14,99€[D]; 16,90€[A]

 

© Cover- und Zitatrechte: DIANA 



Die Handlung

"Und dann wurden wir Freunde. Die Art von Freunden, die im Haus des anderen ein und aus gingen, in die Familien aufgenommen wurden, die Art von Freunden, die die Leute in einem Atemzug nannten: 'IvyundAbe.'"

~S.13 des Buchs

Ivy und Abe – zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind. Sie begegnen sich zu verschiedenen Zeiten in ihrem Leben. Doch das perfekte Glück verpassen sie immer. Mal wechseln sie ein paar Worte in einem Café, dann trennen sich ihre Wege wieder. Ein anderes Mal haben sie eine Affäre miteinander. Später sind sie verheiratet, aber ihre Ehe steckt in einer tiefen Krise. Ihr Leben lang tragen Ivy und Abe etwas von dem anderen in sich. Innige Momente, in denen sie ihre Liebe spüren. Wird sie je von Dauer sein?

(Klappentext)


Die Rezension

In diesem Falle habe ich aus einem ganz bestimmten Grund den Klappentext genutzt; nämlich dem, dass ich aufzeigen möchte, dass man durch diesen möglicherweise auch in Sachen inhaltlicher Erwartung fehlgeleitet wird. Nun, laut Klappentext erwartet man nun eher, dass die beiden sich im selben Leben mehrfach begegnen, doch nie so recht zueinander finden wollen. Das ist aber ein wenig falsch.

Erstmal: Von Kapitel zu Kapitel wechselt man praktisch die "Welt" - man findet sich in verschiedenen Parallelwelten wider.

Dann hätte ich noch eine zweite Vorbemerkung: Es ist nämlich so, dass wir Ivy und Abe als alte Leute kennenlernen. Dann im nächsten Kapitel sind sie schon wieder etwas jünger. Die Autorin begründet das damit, dass man gegen Ende seines Lebens das Erlebte ja auch rückwärts abspielt.

Finde ich persönlich etwas schwierig, da es eh schon etwas verwirrend zu lesen ist, wenn man sich immer nochmal umstellen muss. Diese Unsicherheit resultiert daraus, dass die Kapitel ja praktisch unabhängig voneinander sind und man unsicher ist, ob verschiedene Dinge zwischen den beiden in gerade dieser Welt jetzt schon geklärt wurden, oder eben nicht. Und dann auch noch zusätzlich diese Rückwärtserzählung, wobei gleichzeitig innerhalb des Kapitels selbst dann chronologisch erzählt wird. 

Es war also zwar eine künstlerisch gesehene nette, neue und erfrischende Idee, scheitert aber etwas in grandiosem Chaos. 

 

Ich schreibe deshalb grandios, da mir der Inhalt andererseits sehr gut gefallen hat. (Ich bin ja ohnehin ein großer Fan von diesen Über-das-Schicksal-philosophieren-Romanen. Insbesondere mag ich ja auch die Arbeit von Autoren mit Parallelwelten innerhalb des Romans.)

"Mir war bewusst, dass er mich ansah.

Welche Gabe auch immer uns dazu befähigte, Dinge wahrzunehmen, die wir eigentlich nicht wahrnehmen durften - ich spürte sie gerade sehr überdeutlich."

~S.11 des Buchs

Damit beginnt der Roman - im Jahr 2026. (Wobei sie keine unendlichen technischen Entwicklungen darstellt. Ist ja kein Science Fiction.) Ist natürlich so in etwa der Standardbeginn einer jeden Liebesgeschichte - dieser erste Blick. Und in Büchern ist der so gut wie immer intensiv. Alles also keine Neuigkeit. 

Warum also erachte ich diesen Roman als grandios?

  1. Wie gesagt, hier liegt eines meiner Lieblingssubgenre romantischer Erzählungen neben mir auf dem Tisch. 
  2. Etwas mehr auf den Roman bezogen: Der Erzählstil ist schlichtweg in genau den richtigen Passagen zu Mitgefühl und Tränen rührend. Das liegt darin begründet, dass die Gefühle, die aus der Ich-Perspektive geschildert werden, so dargebracht werden, wie man in gerade diesem Moment auch selbst denken würde: "Doch die Welt würde nicht untergehen, jedenfalls nicht die große weite Welt, nur meine." (S.424) Schließlich ist das ganz nachvollziehbar, in harten Situationen erstmal missmutig an den Weltuntergang zu denken. Zumindest mal an den der eigenen Welt. 
  3. Abgesehen von der Wortwahl, birgt der Inhalt auch jede erdenkliche Liebesgeschichte. (Gut, nicht jede. Geht ja nicht.) Einmal sind die beiden in einem Camp in der Wüste und verlieben sich, mal sind sie beste Freunde, die durch dick und dünn gehen, mal haben sie einfach nur ein One-Night-Stand, ein anderes Mal trifft sie ihn bloß in Tränen aufgelöst und schüttet ihm sein Herz aus... Und jedes Mal hofft man, dass sie in diesem Kapitel jetzt einfach glücklich werden würden. Manchmal geht dieser Wunsch auch auf und man freut sich mit den beiden. 
  4. Man könnte es also als Gefühlsachterbahn beschreiben. ...womit wir wieder dabei wären, dass man in diesem Roman durchweg mitfühlt. 
  5. Oh, und nicht zu vergessen: Die Romanze hat auch ihre philosophischen Momente:

"Vielleicht verliert man in der Trauer die Kontrolle und Entschlusskraft, und es kommt die eigentliche Person dahinter zum Vorschein. Die Trauer entblößt einen auf eine Weise, auf die man nicht entblößt werden will, vor allem nicht vor jemanden, den man gerade erst kennengelernt hat."

~S.236 des Buchs

 

Jetzt allerdings zu Lesung an sich: Ich finde, dass die Stimme gar nicht passt. Erstmal war ich auch etwas verwundert, dass das die Stimme einer Frau sein sollte und diese Verwunderung wurde ich auch während des gesamten Hörens nicht los. Es war etwas seltsam. Ich fand auch die Betonung und Lesegeschwindigkeit etwas monoton und zu langsam. Es wurde beim Hören doch recht einschläfernd. 


Fazit:

Ich kann eigentlich nicht mehr tun, als immer wieder dieses Buch für diese Gefühlswahrhaftigkeit anzupreisen. Grandios. Doch da wäre ja noch dieser eine Minuspunkt: Die Komplexität des Aufbaus, durch die man gerne mal den Faden verliert. 

Und leider gefällt mir die Lesung an sich so gar nicht und das ruiniert den Inhalt dann etwas.

2/5 Sternen


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