Vergleichswoche: Filme vs. Bücher: Edelsteintrilogie

Oft ergeht es uns bei Buchverfilmungen so, dass wir im Film die Buchhandlung kaum mehr wieder erkennen. Das liegt natürlich allen voran daran, dass wir uns selbst unsere Vorstellungen von den Charakteren, den Handlungsplätzen etc. machen. Doch das sollte einen nicht daran hindern, die Filme auch angemessen zu bewerten. Ich versuche in diesem Qualitäts-Vergleich, die Filme mit den Büchern zu vergleichen - aber auf möglichst unvoreingenommene Weise. 


Handlung

Die sechzehnjährige Gwendolyn lebt in einer Familie, die vermutlich mehr Geheimnisse hegt, als sämtliche Geheimdienste auf der Welt zusammen genommen. Und alle drehen sie sich um ihre hochnäsige Cousine Charlotte. Sie scheint perfekt vorbereitet zu sein auf ihre Aufgabe als zukünftige Zeitreisende. 

Doch dann kommt alles anders: Nicht Charlotte hat das Zeitreise-Gen der Familie weitervererbt bekommen, sondern ihre tollpatschige Cousine findet sich plötzlich in einem Durcheinander aus Ballkleidern, Perücken, Pest und Zeitsprüngen wider. 

Und dann ist da auch noch ihr unverschämt gut aussehender Zeitreisepartner Gideon - Betonung liegt auf unverschämt.  


Bücher

Die Bücher der Autorin Kerstin Gier überschlagen sich regelrecht in puncto Humor. So auch in der Edelsteintrilogie. "Rubinrot", "Saphirblau" und "Smaragdgrün" wurden von Buch zu Buch spannender, lustiger und romantischer. "Smaragdgrün" bildete somit ein würdiges Finale zu einer genialen Romantasy-Reihe. 

Gwendolyn ist eine der sympathischsten Hauptpersonen, die ich je kennen lernen durfte. Sie ist eine Protagonistin, die nicht nur für andere einsteht, sondern springt auch mit viel Gefühl regelrecht aus dem realen Leben heraus. Die einzige herausragende Besonderheit an ihr ist ihr Zeitreise-Gen. Doch dieses macht sie nicht gleich zu einer Superheldin. Sie bleibt menschlich und realitätsnah, ihre Gabe verbiegt sie nicht zu einer anderen Sorte Mensch. Gwen verfügt über einen Blick für die wesentlichen Dinge im Leben - neben bösen Antagonisten aus anderen Zeiten vergisst sie niemals ihre beste Freundin oder ihre Familie. Gwendolyn ist ein moderner, mit Alltagsproblemen beladener Teenager, der ohne Vorwarnung in die Vergangenheit katapultiert wird - da ist allein durch den Plot bereits vorprogrammiert, dass sich wundervolle Lesestunden einstellen werden. 

Ihr Zeiten-Begleiter Gideon andererseits spielt anfangs "Mister Unnahbar" - eine pure Qual!! Dabei steckt in Gideon so viel mehr, als man als Leser zu Beginn vielleicht annehmen möchte. Denn er ist kein langweiliger Snob, der sein Leben lediglich dem Erfüllen einer obskuren Mission in der Vergangenheit gewidmet hat, von welcher er selbst keine Ahnung hat. Gideon ist ein Protagonist, der beschützt. Hat er jemanden gefunden, der ihm wirklich wichtig ist, so sorgt er sich um diese Person auch ordnungsgemäß. Man sollte sich bei ihm also definitiv nicht vom ersten Eindruck ("gutaussehend, aber viel zu arrogant") täuschen lassen, denn bei ihm gilt definitiv das Motto "Harte Schale, weicher Kern". 

Doch nicht nur die beiden Hauptcharaktere sind einsame Spitze; die Nebencharaktere verleihen dem Roman einen zusätzlichen Charme: Da sind zum Beispiel Lucy und Paul, die die Zeitreisemaschine gestohlen hatten und sich damit in der Vergangenheit versteckt halten - beide sind sie ganz besondere Charaktere, die eine überraschende Wendung hinlegen. Oder Gwens beste Freundin Lesley, oder ihre Mutter, ihre Großtante,... Ja, sogar Charlotte und ihre nervtötende Mutter tragen dazu bei, dass aus den Romanen eine abgerundete Geschichte wird. 


Genug der Fangirl-Schwärmerei zu den Büchern! Kommen wir zu den....

Filmen

Die Filme sind - betrachtet man sie lediglich als Filme - unterhaltsam, humorvoll, romantisch, spannend und energiegeladen. Noch dazu ist die Besetzung top - eine Reihe begabter deutscher Schauspieler.

Bis zum bitteren Ende fiebert man auch hier mit Gwen und Gideon mit. Doch leider können die Filme in punkto Humor nicht an die Bücher tippen. Aber dennoch ist "Rubinrot" mein persönlicher Lieblingsfilm. Bei den Filmen ist meine Favoritenliste im Übrigen genau umgekehrt: Ich mag "Rubinrot" am Liebsten und "Smaragdgrün" eher weniger. 

Letzterer ist nämlich voller Logiklücken (die die Bücher zwar bedingt durch die Zeitreisen-Handlung auch haben... nur sind diese in den Büchern nicht allzu auffällig). Ich möchte auf jene fehlende Logik nicht weiter eingehen, da ich nicht Spoilern will. Aber enttäuscht hat mich dieser Punkt sehr wohl. 

Überdies ist der dritte Teil von "Liebe geht durch alle Zeiten" sehr unrealistisch gedreht. Nicht nur, dass die Schauspielerin Maria Ehrich in diesem Film nun wirklich nicht mehr wie eine Sechzehnjährige wirkt (denn das wäre ja noch verkraftbar). Sondern hat man auch noch verzweifelt versucht, einen auf James Bond zu machen. Das Geheimagenten-Genre passt hier ja nun wirklich so gar nicht. So läuft Gwen plötzlich in einer Art schwarzer Latex-Anzug durch die Vergangenheit?! Unpassender geht nimmer. 

Hier scheint man verzweifelt versucht zu haben, alles aus dem letzten Teil herauszuholen.

Das Ergebnis? Der Film wirkt seltsam billig verglichen mit den anderen beiden. Die Handlung (die mit der aus dem Buch nichts mehr zutun hat) verwirrt und ergibt keinen Sinn. 

Dennoch - "Rubinrot" und "Saphirblau" sind als Verfilmungen überraschend gut gelungen. Diese beiden Filme sind wirklich sehenswert. 


Fazit

Selbstverständlich können die Filme nicht an die grandiose Romanvorlage tippen. ABER auch die Filme sind für sich gut gedreht, packend und zum-Seufzen-schön-romantisch. Der einzige kleine Dämpfer ist die Verfilmung zu "Smaragdgrün", die so gar nicht ins Bild passt. 


Trailer zu "Rubinrot"


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